2. Bandleader-Treffen in Kirchhorst
Förderung von Kirchenbands ist oftmals Glückssache
Am 14. Februar 2009 fand zum zweiten Mal ein Treffen für Leiter/innen christlicher Bands der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers statt. 25 Musiker/innen folgten der Einladung der „Initiative Jazz-Rock-Pop in der Kirche e.V.“ ins Gemeindehaus nach Kirchhorst. Die Veranstaltung drehte sich um das Thema „BANDMUSIK: Fördern und fordern“.
In drei Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmer/innen über ihre Erfahrungen aus, in welcher Form und durch wen die Bandarbeit unterstützt wird – oder auch nicht…
Grundsätzlich zeigten sich dabei große Unterschiede bei der strukturellen, personellen und finanziellen Unterstützung vieler Bands in Kirchengemeinden. Es entstand der Eindruck, dass der persönliche Musikgeschmack des Pastors / der Pastorin oder des Diakons / der Diakonin vor Ort ausschlaggebend für die Frage ist, ob eine Band überhaupt gefördert wird oder nicht. Über diese Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen sprachen wir mit Oberlandeskirchenrat Dr. Hans Christian Brandy, der im Landeskirchenamt als Dezernent für die Kirchenmusik zuständig ist.
Dr. Brandy: Pluralität der Kirchenmusik fördern!
Herr Dr. Brandy teilte mit, dass die „Pluralität der Kirchenmusik“ ein Credo in der Landeskirche sei und auch populäre Musikrichtungen bewusst gefördert würden, z.B. durch das Michaeliskloster in Hildesheim und die Arbeitsstelle von Wolfgang Teichmann. In der Landeskirche sei ein großes Interesse an neuen Impulsen wahrnehmbar. Er fragte, was wir tun können, um neue Bands zu fördern. Laut Umfragen wolle die Mehrheit der Gemeinden Gottesdienste in neuer Form gestalten. Sie bräuchten dazu eine Band und etliche Gemeinden fragten sich: „Wo kriegen wir die her?“ Deshalb folgerte er, dass es einen großen Bedarf an christlichen Bands gibt.
Wichtig sei zum Thema „fördern und fordern“ die Frage: Was muss auf welcher kirchlichen Ebene geschehen? Dazu skizzierte Dr. Brandy folgende Möglichkeiten:
1. Lokal: Die Gemeinden sollten zuerst angesprochen werden, wenn es um die Anschaffung von Instrumenten geht.
2. Regional: Mit mehreren Gemeinden gemeinsam könne man Kooperationsmöglichkeiten nutzen, z.B. einen gemeinsamen Probenraum, Equipment etc.
3. Im Kirchenkreis: Hier ist die Finanzplanung grundsätzlich angesiedelt. Laut Grundstandards müsse Popularmusik in Kirchenkreisen ein Thema sein. So könne man hier einen Fonds für Erstausstattung einrichten und die Weiterbildung für Bandleader organisieren.
4. In der Landeskirche: Hier werde die Aus- und Fortbildung für Kirchenmusik angeboten. Außerdem gibt es begrenzte Möglichkeiten finanzieller Unterstützung (aus einer landeskirchlichen Kollekte sind noch 25.000 € für die Förderung der Bandmusik vorhanden – Anträge über Wolfgang Teichmann, Michaeliskloster). Zurzeit bestehe eine „Drittel-Finanzierung“ für Sachmittel durch die Landeskirche.
Zwei konkrete Vorschläge des Dezernenten
Im Folgenden skizzierte Herr Dr. Brandy zwei Möglichkeiten, wie Bands zukünftig zusätzlich gefördert werden könnten:
1. Starthilfe: Das Landeskirchenamt könnte in Zusammenarbeit mit der Initiative Jazz-Rock-Pop in der Kirche e.V. einen Leitfaden entwickeln und veröffentlichen. Viele Fragen zur gründung einer Band könnten dadurch beantwortet werden, z.B. Was gibt es für finanzielle Mittel? Wen kann man ansprechen? Gibt es Fortbildungen? Gibt es Rechtliches zu beachten?
2. Netzwerk: Leute, die sich auskennen, sollten sich zusammenschließen und Beratung vor Ort anbieten. Dazu sollte man auch unter den Kirchenmusikern nachfragen, wer Popularmusik machen kann und will. Die Landeskirche biete auch hier Kooperation an, falls gewünscht.
Bandleader fragen, Dr. Brandy antwortet
Anschließend ging Herr Dr. Brandy auf Fragen aus dem Plenum ein:
1. Könnte es einen Bandsonntag mit landeskirchenweiter Kollekte geben? Antwort: Im Prinzip ja. Die Posaunisten haben gezeigt, wie das geht: Auf Antrag wurde eine Kollekte bewilligt. Das Posaunenwerk hat daraufhin den Sonntag, an dem sie gesammelt wurde, als Posaunensonntag bezeichnet und mit guter Öffentlichkeitsarbeit diese Idee verbreitet.
2. Viele Kirchenmusiker haben von Popularmusik keine Ahnung. Hat die Landeskirche Einfluss auf die Ausbildung der Kirchenmusiker? Antwort: Die Landeskirche kennt dieses Problem und thematisiert es bei jedem Gespräch mit der Musikhochschule. Einige Seminare Popularmusik für Kirchenmusiker wurden bereits in die Ausbildung integriert.
3. Wo sind neue Gottesdienstkonzepte? Antwort: In Druck.
4. Wenn die Kirchenkreise das Geld für Kirchenmusik verteilen: Hat die Landeskirche Einfluss darauf, dass auch in Popularmusik investiert wird? Antwort: Nein, das ist die Aufgabe der Kirchenkreise, dieses zu entscheiden.
5. Der Jazz-Rock-Popmusik fehlt es auch an Lobby-Arbeit. Gibt es außer Ihnen weitere Personen, die uns helfen können? Was müssen wir in der Initiative Jazz-Rock-Pop in der Kirche e.V. tun, um voranzukommen? Antwort: Zeigen Sie Präsenz. Sie könnten z.B. Ihre Arbeit beim Tag der Ehrenamtlichen präsentieren. Sie könnten in den Sprengeln die Landessuperintendenten und Landessuperintendentinnen besuchen. Beim Generalkonvent und im Kirchenkreis können Sie mit Bands auftreten.
6. Andere Säulen der Kirchenmusik sind erheblich besser aufgestellt als wir. Unsere gesamte Arbeit wird ausschließlich durch Ehrenamtliche geleistet. Antwort: (Kopfnicken) Das hat mit Traditionen zu tun. Verantwortlich sind dafür die Kirchengemeinden.
Ideenbörse der Bandleader
Im Anschluss an dieses Gespräch mit OLKR Dr. Brandy wurden Ergebnisse gesichert und durch eigene Ideen ergänzt:
• Wir könnten größeren Einfluss auf die Kirchenkreise nehmen.
• Wir könnten die Kooperation zwischen Bands und der Ini verstärken
i. Bands an die Ini weitermelden
ii. Infos weitergeben und nutzen
iii. Fortbildungsangebote nutzen
iv. Für Mitgliedschaft werben
v. Öffentlichkeitsarbeit stärken
• Wir könnten einen landeskirchenweiten Sonntag der Bandarbeit organisiseren
• Wir könnten regionale Kirchentag initiieren und unterstützen
• Wir könnten Popularmusik in die Vikarsausbildung einbringen.
• Wir könnten FEA-Kurse anbieten (Gab es schon: Was Flottes im Hause Gottes“)
• Wir könnten die Idee von der Broschüre „Starthilfe“ weiter verfolgen. Ideen:
i. Diskussion: Wichtige Broschüre oder Papierflut?
ii. Broschüre = Lobby-Arbeit
iii. Vorwort der Landesbischöfin
iv. Ini und landeskirche müssten ein Standardwerk herausgeben
v. Aktualisierungen müssen möglich sein. Vorschlag: Es gibt ein kurzes und knackiges Standardwerk. Zusätzlich: aktuelle Ausführung im Internet.
vi. Konkrete Schritte müssen ZEITNAH mit Dr. Brandy abgesprochen werden.
vii. Auftrittsmöglichkeiten
• Wir könnten die Idee eines Netzwerkes weiter verfolgen. Das bräuchten wir, um die Landeskirche mit Band-Ansprechpartnern auszustatten:
i. Hauptamtliche bräuchten Entlastung.
ii. Mittel für Honorare
iii. Fortbildung
iv. Beauftragungen in den Kirchenkreiskonferenzen
v. Konkrete Definition der Aufgaben
vi. Regionale Kooperation, z.B. Musikgruppentreffen, Austausch
Beim Feedback äußerten sich viele Teilnehmer/innen positiv zum Nachmittag. Neben Lob gab es folgende Anregungen für zukünftige Treffen:
• Mehr Praxis, z.B. Bodypercussion statt Houseband
• Der Ertrag solcher Veranstaltungen ist wichtig
• Mehr Austausch von Arrangements
• Materialbörse
Coole Atmosphäre
Die Gastgebergemeinde in Kirchhorst stellte nicht nur ihre Räume für dieses Treffen zur Verfügung, sondern sorgte auch für Mittagessen, Kaffee, Kuchen, einen Abend-Imbiss, sowie Getränke. Umrahmt wurde das Treffen durch eine Projektband, die Jazzstandards mit Sakropopklassikern aus dem Liederheft LebensWeisen kreuzte und damit ein konkretes Beispiel für die unbegrenzten Möglichkeiten der Jazz-Rock-Popmusik im kirchlichen Kontext darbot.
Nur einzelne Gäste nahmen dann an der geplanten Session teil. Manche wollten vielleicht lieber mal Musik konsumieren als selbst darzubieten, andere fanden: „Für meinen Geschmack ist da zu viel Jazz“, wieder anderen fehlten die passenden Noten oder Akkorde. Damit wurde ins Bewusstsein gerufen, dass auch die Praxis der Bandmusik nicht so einfach ist, wie es sich Jazz-Rock-Pop-Musiker/innen manchmal gerne wünschten.
(Dieser Bericht enthält keine wörtlichen Zitate sondern wurde nach Mitschrift einiger Stichworte von Michael Hensel verfasst)